EU untersucht Google wegen angeblicher Herabstufung von Nachrichten in Suchergebnissen

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Die Europäische Kommission hat eine formelle Untersuchung gegen Google eingeleitet und vermutet, dass der Technologieriese Nachrichten-Websites in seinen Suchrankings aufgrund einer angeblich zur Spam-Bekämpfung gedachten Politik zu Unrecht herabstuft. Die im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) der EU eingeleitete Untersuchung konzentriert sich darauf, ob die Durchsetzung dieser Richtlinie durch Google diskriminierend ist und den Einnahmen von Nachrichtenverlegern schadet.

Richtlinie auf dem Prüfstand

Die im März 2024 eingeführte „Site-Reputation-Missbrauchsrichtlinie“ von Google zielt auf Websites ab, die Werbeinhalte verwenden, um Suchrankings zu manipulieren. Während Google dies als notwendige Maßnahme gegen betrügerische Taktiken darstellt, vermutet die Kommission, dass die Richtlinie in einer Weise angewendet wird, die sich unverhältnismäßig stark auf seriöse Nachrichtenorganisationen auswirkt, von denen viele auf bezahlte Werbeinhalte angewiesen sind.

Die Hauptsorge besteht darin, dass der Google-Algorithmus möglicherweise Nachrichtenseiten für standardmäßige Geschäftspraktiken bestraft, was zu einer geringeren Sichtbarkeit und Umsatzeinbußen führt. Bei dieser Untersuchung geht es nicht darum, ob es Werbeinhalte geben sollte, sondern darum, ob die Reaktion von Google wettbewerbsrechtlich gerechtfertigt ist.

DMA-Durchsetzung und mögliche Strafen

Das DMA, das die Dominanz von „digitalen Gatekeepern“ wie Google eindämmen soll, sieht hohe Geldstrafen – bis zu 10 % des weltweiten Jahresumsatzes von Alphabet – vor, wenn Verstöße festgestellt werden. Die Prüfung der Kommission erstreckt sich auch auf Googles Muttergesellschaft Alphabet und könnte einen Präzedenzfall dafür schaffen, wie andere Technologieunternehmen ihre Geschäftsbeziehungen mit Verlagen verwalten.

Diese Untersuchung erfolgt vor dem Hintergrund wachsender Spannungen mit den USA, wo Präsident Trump mit Zöllen gegen Länder mit strengen digitalen Vorschriften gedroht hat. Brüssel scheint jedoch unbeirrt zu sein und signalisiert seine Entschlossenheit, seine Gesetze ungeachtet des Drucks von außen durchzusetzen.

KI-Zusammenfassungen und Traffic-Rückgänge

Über die algorithmische Herabstufung hinaus berührt die Untersuchung auch die KI-generierten Suchzusammenfassungen von Google, sogenannte AI Overviews. Nachrichtenverlage haben seit der Einführung dieser Zusammenfassungen starke Traffic-Rückgänge gemeldet, da Nutzer Antworten direkt von Google erhalten, anstatt sich durch Nachrichtenartikel hindurchzuklicken.

Der italienische Zeitungsverband FIEG hat bereits eine Beschwerde eingereicht, in der er eine Untersuchung der Auswirkungen von KI-Übersichten auf die Leserschaft fordert. Das Team der Kommission wird konkrete Daten zum finanziellen Schaden einholen, der durch die Praktiken von Google verursacht wird.

Googles Verteidigung

Google verteidigt seine Richtlinien als wesentlich für die Aufrechterhaltung der Suchqualität und gleiche Wettbewerbsbedingungen gegen manipulative Taktiken. Das Unternehmen verweist auf ein deutsches Gerichtsurteil, das seine Anti-Spam-Maßnahmen bestätigte, und argumentiert, dass die EU-Untersuchung falsch sei.

Kritiker argumentieren jedoch, dass die KI-gesteuerten Zusammenfassungen und algorithmischen Strafen von Google den Datenverkehr und die Einnahmen effektiv von den Nachrichtenverlegern ablenken und deren Geschäftsmodelle untergraben.

Untersuchungszeitplan und Auswirkungen

Die Untersuchung der Kommission wird voraussichtlich innerhalb von 12 Monaten abgeschlossen sein. Das Ergebnis könnte die Art und Weise verändern, wie Google kommerzielle Beziehungen mit Nachrichtenorganisationen verwaltet, und das Unternehmen möglicherweise dazu zwingen, seine Algorithmen und Richtlinien anzupassen.

Die Untersuchung zeigt einen wachsenden Konflikt zwischen Technologiegiganten und Nachrichtenverlegern um die Aufteilung der Einnahmen und die algorithmische Kontrolle, ein Kampf, der sich wahrscheinlich verschärfen wird, wenn die KI-gesteuerte Suche immer dominanter wird.

Dieser Fall unterstreicht die Entschlossenheit der EU, ihre digitalen Gesetze auch angesichts des Drucks von außen durchzusetzen, und signalisiert die Bereitschaft, die Dominanz der Technologiegiganten in der Medienlandschaft herauszufordern